Der postmigrantische Ansatz des Ballhaus Naunynstraße in Kreuzberg stellt eine Bühne für all diejenigen, denen sonst so oft keine geboten wird – und revolutioniert so ganz nebenbei den deutschen Theaterkanon.
Der wirtschaftliche Erfolg Deutschlands seit den 1950er Jahren ist zu großen Teilen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu verdanken. Deren strukturelle Benachteiligung in den Bereichen politischer und kultureller Teilhabe bis heute allerdings groß.
Der Abschaffung dieses gesellschaftlichen Defizits verschrieb sich SherminLanghof, als sie 2008 die Leitung des Theaters Ballhaus Naunynstraße übernahm. Untergebracht in einem einstigen Tanzsaal mit bewegter Vergangenheit: zwischendurch wurde das Ballhaus zum Treffpunkt für Anarchist:innen und während der NS-Zeit als Arbeitslager zweckentfremdet. Heute ist es ein Raum in dem Migrant:innen, queeren Menschen und People of Colour die Hauptrollen spielen.
Den bisher größten Erfolg des Hauses kann das Stück Verrücktes Blut und dessen Regisseur Nurkan Erpulat verbuchen – 2011 wurden es zum Deutschsprachigen Stück des Jahres bei der Kritikerumfrage von Theater Heute gewählt. Und Nurkan als Bester Nachwuchsregisseur gleich mit. Das Stück wird bis heute am Berliner Maxim Gorki Theater gespielt, an das Langhoff als Intendantin wechselte.
Langhoffs Ansatz war zu jener Zeit so radikal wie einzigartig und wird auch seit der Übernahme durch Wagner Carvalho im Jahr 2012 beibehalten: bis heute ist die künstlerische Praxis des Ballhaus durch postkoloniale und intersektionale Diskurse geprägt. Diese findet man nicht nur in klassischen Theaterinszenierung wie dem Stück Call me Queen auf dem Programm des Ballhaus. Auch die Tanz- und Soundperformances, Lesungen, Diskussionen und Filme die regelmäßig auf der Bühne stattfinden reihen sich ein in die thematische Ausrichtung des Hauses.
Aus dem ehemaligen Heizkraftwerk Berlin-Mitte wurde ein sehr besonderer Kulturort. Man kann dort, wenn man nicht aufpasst, sogar verloren gehen.
Der Light Art Space, kurz LAS, beschäftigt sich mit dem, was kommt: An der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Technologie veranstaltet das Team rund um Gründer Jan Fischer und Direktorin Bettina Kames Ausstellungen, die einen eintauchen lassen in die Zukunft. Mit immersiven Sinneserfahrungen, die die Grenze zwischen Raum und Imagination aushebeln, macht sich LAS in Berlin seit 2019 einen Namen.