Die meterhohe Fensterfront lässt die Galerie Wedding wie eine übergroße Vitrine wirken: Unter der Leitung der gebürtigen Dänin Solvej Helweg Ovesen wird hier nicht nur Kunst ausgestellt, sondern die Grenze zwischen Innen und Außen, dem Alltag im Viertel und der Kunst der Welt aufgehoben.
Die Räume der kommunalen Galerie sind im denkmalgeschützten Weddinger Rathausgebäude untergebracht, das in den 1920er-Jahren als Klinkerblock im Stil des Expressionismus erbaut wurde. Hier beschäftigen sich Künstler:innen mit den drängenden Fragen unserer Zeit: Wie wollen wir zusammenleben? Was können wir voneinander lernen? Und wie sieht eine Gesellschaft der Zukunft aus? Jedes Jahr steht im Zeichen eines kuratorischen Überthemas. Bekannte Namen der internationalen Kunstszene wie Sissel Tolaas oder Ibrahim Mahama findet man im Programm Seite an Seite mit lokalen Künstler:innen und jungen Talenten.
Die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit ist in den Ausstellungen oft ebenso Thema wie die Vielfalt des Stadtteils Wedding als ehemaliges Arbeiterviertel, das heute zahlreiche migrantische Communities ihr Zuhause nennen. Wie viel Potenzial im Lokalen und im Miteinander liegt, untersuchten die Künstler:innen zuletzt auch auf dem Rathausvorplatz: Performances und Skulpturen verwandelten den Ort in Corona-Zeiten in eine Open-Air-Galerie, wo Publikum und Passant:innen selbst in Diskussionen, Workshops oder Tanzeinlagen aktiv werden konnten. Der Umgang mit der Umwelt wird im Rahmen des Ausstellungsprogramms "Existing Otherwise" noch bis zu diesem Frühjahr das Leitmotiv vorgeben. Junge Künstlerinnen wie Irene Fernández Arcas und Sarah Ama Duah ergründen dabei neue Lebensformen und Deklinationen des Miteinanders.
Zwei prachtvolle Gebäude, ein gemeinsames Ziel: Das Gutshaus Steglitz und die Schwartzsche Villa wollen als kommunale Galerien die lokale Kulturszene stärken und Kunst ins Viertel bringen.
Ein Haus für die expressionistische Künstlergruppe Brücke, der er selbst angehörte – das wünschte es sich der Künstler Karl Schmidt-Rottluff. 1967 ging sein Wunsch in Dahlem in Erfüllung: Am Rande des Grunewalds eröffnete das Brücke-Museum in einem eleganten, von Werner Düttmann entworfenen Bungalow mit schlichten, lichtdurchfluteten Räumen.