Das Neuköllner Oyoun ist ein Ort für kritische Auseinandersetzung und für radikale Solidarität. Bunt und radikal, edgy und inklusiv. Aber was ist der Ort genau und wofür steht er? Wir haben nachgefragt.
Was ist das Oyoun?
Das Oyoun präsentiert und arbeitet primär mit Menschen marginalisierter Gruppen. Also Schwarze, POC, Queer, Trans und intersektional marginalisierte Menschen. Der Ansatz ist interdisziplinär, aber die Formate und die Möglichkeiten die Projekte zu erfahren und zu erleben sind unter Anderem durch Ausstellungen möglich, durch interaktive Interventionen im öffentlichen Raum. Worauf wir auch mehr hinaus wollen, sind Formate die aus einem künstlerischen Laboratorium entstehen, also die gemeinsam entwickelt werden.
Was macht das Oyoun so einzigartig?
Das Oyoun positioniert sich als anti-disziplinäre Einrichtung, die queer, feministische, migrantische, klassenritische und dekoloniale Perspektiven zentriert.
Was kann man im Oyoun als Besucher erleben?
Was man hier nicht erleben kann ist jeden Sonntag ein Konzert, oder jeden Mittwoch ein Malkurs oder Ähnliches, sondern es geht hier in erster Linie darum Schwerpunkte zu setzen, die zu dem Zeitpunkt für das Team und die Menschen aus der Community als relevant bezeichnet werden. Im letzten Jahr war das zum Beispiel Embodied Temporalities. Dabei ging es um die Verkörperung von Traumatas.
In welchen Formaten kann der Besucher dann die Arbeiten sehen?
Wir versuchen anti-disziplinär zu sein. Wir könnten oft auch gar nicht die Wörter finden, um die künstlerische Arbeit zu definieren, sondern es geht eher um ein Erlebnis oder eine Erfahrung. Es gibt zum Beispiel ein Forschungsprojekt mit regelmäßigen Workshops, die sich entwickeln und dann zum Beispiel in Form von einer Performance oder interaktivem Austausch im öffentlichen Raum stattfinden. Dann gibt es Theaterproduktionen, die aber auchdigitale Elemente mit einbringen, weil neue Medien mit aufgreifen, was von Anfang an ein Schwerpunkt war.
Was ist an den Perspektiven so einzigartig, die ihr versucht darzustellen?
Es geht nicht darum Perspektiven an sich darzustellen, sondern die Perspektiven dafür zu nutzen bestimmte Problematiken und Ungleichheiten darzustellen. Das Ziel des Oyoun ist es ja einen Beitrag zu leisten. Man merkt in der ganzen Kunst- und Kulturszene, das alle diverser werden wollen. Aber es gibt den grundlegenden strukturelle Konflikt. Das Oyoun ist ein Best Practice Beispiel. Wir zeigen, dass es möglich ist leitenden Positionen mit Menschen marginalisierter Gruppen zu besetzen.
Welches Gefühl beschreibt das Oyoun am besten?
Auf Englisch würde ich sagen belonging. Ein Ort, in dem wir keinen Code switchen müssen, indem wir uns auch nicht ständig erklären müssen.
Was begeistert euch an der Berliner Kulturlandschaft?
Es gibt in Berlin großartige Künstler:innen und Menschen die in Kunst- und Kultur arbeiten, aber es gibt eben auch viele Sackgassen und die sind strukturell bedingt in vielen Einrichtungen, Fördertöpfen und Möglichkeiten. Inspirierend ist der Facettenreichtum, die Vielfalt an Künstler:innen und Aktivist:innen und die Motivation für sie nach Berlin zu kommen.
Der Internetradiosender aus Neukölln vereint independent Musik mit politischem Anspruch, Talks und hyperlokalem Line-up.
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