Der wohl ungewöhnlichste Garten der Stadt liegt versteckt im Regierungsviertel in der Mitte Berlins. Das sogenannte Parlament der Bäume am Ufer der Spree, gleich gegenüber dem Reichstagsgebäude, ist aber nicht allein zum Verweilen da: Es steht als lebendiges Symbol gegen Krieg und Gewalt.
Hier, auf dem ehemaligen Streifen der Berliner Mauer, soll insbesondere der Menschen gedacht werden, die an der innerdeutschen Grenze starben. Mauerreste und Gedenktafeln halten ihre Erinnerung wach. Angelegt hat den Park der Künstler und Umweltaktivist Ben Wagin kurz nach der Wende 1990. Nachhaltigkeit war ihm Zeit seines Lebens wichtig – in seinen Werken verfolgte er stets den Anspruch, die Natur in den Städten zu bewahren. Dies ist ihm auch hier gelungen: Im Zentrum stehen 16 Bäume, die im Entstehungsjahr von den 16 gesamtdeutschen Ministerpräsidenten der alten und neuen Bundesländer gepflanzt
wurden – darunter ein Ginko, eine Gleditschie und eine Rotbuche. Auch wenn nicht alle 16 Ursprungsbäume bis heute erhalten sind, ist aus Wagins Garten über die Jahre ein Denkmal gewachsen, das gerade durch seine stille Kraft berührt. Egal, ob sich die Baumwipfel in sattem Grün oder in Herbstfarben zeigen, ihre Präsenz verströmt Hoffnung. Ben Wagin hat diesen besonderen Ort gegen jegliche Bauvorhaben verteidigt, er hat ihn eigenhändig gepflegt und immer wieder neu gestaltet: Mittlerweile kann man hier 120 verschiedene Pflanzenarten und immer wieder temporäre Kunstinstallation entdecken – wie zuletzt (bis Juli 2022) eine Schau von geflüchteten Künstlerinnen aus der Ukraine.
Seit Wagnis Tod 2021 wird der Garten von der Stiftung Berliner Mauer gemeinsam mit dem Berliner Baumpatenverein e.V. weitergeführt und das ganz in seinem Sinne, denn genauso wie ein Baum menschliche Lebenszeit überdauert, soll auch unser Engagement für Frieden Generationen umspannen. „Wer Bäume pflanzt, der wurzelt“, schrieb die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth auf eines der Mauerstücke im Parlament der Bäume. Wie recht sie hat.
Klare Formen, fließende Räume und geradlinige Eleganz – dafür steht der Architekt Ludwig Mies van der Rohe weltweit. In Berlin hat er mehr als 40 Gebäude hinterlassen. Das letzte, das er vor seiner Auswanderung in die Vereinigten Staaten baute, liegt dezentral in Alt-Hohenschönhausen, am idyllischen Ufer des kleinen Obersees: Anfang der 1930er-Jahre als Villa für den Druckereibesitzer Karl Lemke geschaffen, ist das Mies van der Rohe Haus heute nicht nur Architekturdenkmal, sondern auch Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst.
Die meterhohe Fensterfront lässt die Galerie Wedding wie eine übergroße Vitrine wirken: Unter der Leitung der gebürtigen Dänin Solvej Helweg Ovesen wird hier nicht nur Kunst ausgestellt, sondern die Grenze zwischen Innen und Außen, dem Alltag im Viertel und der Kunst der Welt aufgehoben.